Achte Deutsche Meisterschaften des Jiu Jitsu Bundes 2012

in Krefeld großer Erfolg Menschen und Kampfkünste sind einem steten Wandel unterworfen. Ist der Wandel zu schwach, werden sich Menschen und Übende nicht den Gegebenheiten der Zeit anpassen können; ist er zu stark, so werden die Grundfesten berührt und ins Wanken gebracht. Auch in der Tiersymbolik findet sich dieser Gedanke wieder: „Fällt eine Krähe ins Mehl, so bleibt sie doch nicht lange weiß.“, sagt die chinesische Weisheit. Die Japaner haben auch ihre ganz individuelle Sichtweise der Dinge: „Die Krähe, die einen Kormoran nachahmt, ertrinkt.“ Soll deswegen jeder Mensch stets den akzeptierten (sportlichen) Rahmen seiner Leistungsfähigkeit wahren bzw. akzeptieren? Die gegebenen Möglichkeiten kann man am besten erkennen und einschätzen lernen, wenn man die eigenen Leistungsmöglichkeiten im fairen Kampf mit Anderen misst. Das gilt für das gesamte Leben, insbesondere aber für Budo und Sport. Zu diesem Zweck gibt es bereits seit der Antike Vorbilder, denn der Mensch sucht den Vergleich: „Höher, schneller, weiter“ lautet die Formel der Spiele im Zeichen der fünf Ringe bzw. Kontinente. – Dank des guten Wetters am Wochenende vom 12. auf den

  1. Mai 2012 fanden in der Sporthalle Glockenspitz in Krefeld die achten Deutschen Meisterschaften des Deutschen Jiu Jitsu Bundes ohne störende Wettereinflüsse bei Sonnenschein und strahlendem Himmel statt. Die europäische Variante, über die Existenz und die Bedeutung von Krähen nachzudenken, legt einen Blick auf Kafka nahe: „Die Krähen behaupten, eine einzige Krähe könnte den Himmel zerstören. Das ist zweifellos, beweist aber nichts gegen den Himmel, denn Himmel bedeuten eben: Unmöglichkeit von Krähen.“ Was ist nun Wahrheit? Jenseits von weißem Mehl, Kormoranen und „philosophierenden“ Krähen ist die Matte als Ort der Entscheidung ein Anhaltspunkt für „Wahrheit“, denn hier zählen gleichermaßen geistige und materielle Dinge. Der Kampf wird auf der Matte entschieden, und zwar ohne Wenn und Aber. Die Matte ist ein Spiegel des Menschen im Wechselspiel zwischen Sieg und Niederlage, Aufstieg und Abstieg, zwischen Kommen und Gehen…

dm12-1 dm12-2 dm12-3 dm12-4 dm12-5 dm12-6

Ausrichter der diesjährigen Deutschen Meisterschaften war der Polizeisportverein Krefeld 1925 e.V. Abteilung Jiu Jitsu. Die Stadt Krefeld ist eine kreisfreie Stadt am linken Niederrhein, nordwestlich von Düsseldorf, südwestlich von Duisburg in Nordrhein-Westfalen. Aufgrund der Seidenstoffproduktion in früherer Zeit wird sie auch als Samt- und Seidenstadt bezeichnet, wieder etwas Verbindendes, denn schon Marco Polo bewegte sich auf der Seidenstraße. Krefeld ist mit rund 240.000 Einwohnern eine Großstadt mittlerer Größe. Die Stadt kann auf eine lange Geschichte schauen, denn an verschiedenen Plätzen im Krefelder Stadtgebiet fanden sich die Überreste römischer Vergangenheit. Im ersten Jahrhundert nach Christus erbauten die Römer am Rhein auf dem Gebiet des heutigen Krefelder Stadtteils Gellep ein Kastell namens Gelduba. Die Römer gingen, doch „Land und Leute“ blieben. Im Mittelalter wuchs eine Bauernsiedlung namens Krinvelde. Wer der Stadt ihren Namen gab, das ist bis heute nicht ganz geklärt: Möglicherweise ist Krähenfeld Namensgeber. Der Stadtteil Krefeld-Crakau (nicht zu verwechseln mit der polnischen Stadt Krakau, die vor Jahrhunderten einmal die Hauptstadt Polens war) ist – um in der Sprache des Sports zu bleiben – bei diesen Überlegungen auch noch im „Rennen“. Östlich der Stadtmauern inmitten des heutigen Stadtgebietes soll eine Trutzburg gleichen Namens für das heutige Krefeld Pate gestanden haben. Die Wortbildung Krah-Kau in der Krefelder Mundart bedeutet so viel wie Krähenkäfig („Krähe“ + „Kau[e]“). Der Begriff Kaue ist aber nicht nur als Vogelkäfig zu sehen, sondern insbesondere in vom Kohlebergbau geprägten Gebieten ist die Kaue als Überdachung für den Schachtmund oder als Waschkaue bekannt.

dm12-7 dm12-8 dm12-9

Doch nun zu den achten Deutschen Meisterschaften des DJJB selbst, welche wie beim Kau in einem Raum mit „Überdachung“: in der Glockenspitzhalle in Krefeld stattfanden: 274 Athleten aus allen Teilen Deutschlands waren angereist und angetreten, um die Deutschen Meister in den Kategorien Random Attack (Zufallsangriffe), Pairs (Technikdemonstration zu zweit, „Kür“), Kata (festgelegte Technikdemonstration, „Pflicht“), Bodenkampf (zu zweit) und Team (Teamdemonstration) auf vier großen Wettkampfmatten zu ermitteln – der älteste Jiu-Jitsuka, Alfred Giepen, war übrigens 72 Jahre alt und topfit! Die Schirmherrschaft seitens der Stadt Krefeld hatte Oberbürgermeister Gregor Kathstede übernommen, seitens des PSV Krefeld wurde die Schirmherrschaft vom ehemaligen Polizeipräsidenten von Krefeld, Dieter Friedrich, übernommen. Nach der feierlichen Eröffnung der Meisterschaften durch die Bürgermeisterin Krefelds, Karin Meincke, und feierlichen Worten des Präsidenten des Deutschen Jiu Jitsu Bundes, Dieter Lösgen (10. Dan Jiu Jitsu), welcher von der Stadt Krefeld für die besonderen Dienste im Jiu Jitsu mit dem Ehrenteller ausgezeichnet wurde, konnten die bestens vorbereiteten Wettkämpfer in ihren Alters-, Gürtel- und Gewichtskategorien an den Start gehen. Aber nicht nur die Wettkämpfer hatten sich gründlich auf die Deutschen Meisterschaften vorbereitet. Dies hatten auch die Punkt- und Mattenrichter getan. Erst eine Woche vor den Meisterschaften am 5. Mai 2012 waren diese zu einem abschließenden Lehrgang im Dojo an der Helmstraße des Turnerbund Frintrop e. V. (TBF) zusammengekommen, um Ablauf und Wettkampfregularien noch einmal abschließend zu besprechen. Die Wettkämpfe des DJJB sind mit Ausnahme der Kategorie Bodenkampf keine direkten Konfrontationen zwischen den Athleten, sondern ein technischer Vergleich, da Jiu Jitsu in erster Linie reine Abwehrtechniken beinhaltet. In der Kategorie Random Attack treten beispielsweise zwei Athleten mit ihren Partner gegeneinander im Vergleich an. Dabei führt der Partner einen ihm vorher bekannt gegebenen Angriff aus, der dem zu bewertenden Verteidiger jedoch unbekannt ist. Aus diesem Grund wird von den Punktrichtern die Reaktion auf den unbekannten Angriff, die Schnelligkeit und Dynamik sowie die Sauberkeit des technischen Vortrags bewertet.

Besondere Bedeutung kommt diesen Bewertungskriterien bei der Abwehr eines Angriffs mit einer Waffe (Kurzstock oder Messer) zu. In der Kategorie Bodenkampf ist nicht nur der Aspekt der Selbstverteidigung wichtig, sondern das Üben des regelhaften Kampfes mit einem Gegner am Boden steht im Mittelpunkt. Hierbei zeigte sich wieder einmal, dass Bodenkampf ein auf Technik, Geschmeidigkeit und Taktik basierendes „Ringen um den Sieg“ ist. Es zählen nicht nur die Kraft und der impulsive Einsatz, von Bedeutung sind vor allem Aktion und Reaktion. Daher müssen die Bodenkämpfer neben körperlicher Fitness nicht nur technisches Können mitbringen, sondern sie benötigen auch ein Gespür für mögliche Folgebewegungen und die Schachzüge des Gegenübers. Hieraus ergibt sich eine schier unendliche Kette von Bewegungsabläufen, die tatsächlich erst dann ein Ende findet, wenn einer der beiden Kontrahenten – dies variiert je nach Alters- bzw. Gürtelklasse – zum Beispiel einen Haltegriff 30 Sekunden halten kann oder der andere mit seinem Abschlagen bei einem Armhebel oder Würgegriff signalisiert, dass er aufgibt bzw. der andere nach Ablauf der Zeit nach Punkten gewonnen hat. In der Kategorie Pairs treten die Wettkämpfer als Paar gegeneinander an. In einem zeitlich festgelegten Rahmen müssen diese Paare den Punktrichtern ein selbst entworfenes Programm aus verschiedensten Angriffen und Abwehrtechniken präsentieren. Die Paare werden auch hier im technischen Vergleich zueinander bewertet. Bekannt wurde Die Krähe bzw. The Crow in Alex Proyas´ Fantasy-Comicverfilmung aus dem Jahre 1994. Interessant ist auch, dass die Krähe in vielen Sprachen und Kulturen lautmalerisch verankert ist; im Japanischen als karasu bzw. kurou. – Und nun kurz hundert schnelle Flügelschläge durch Zeit und Raum zurück: Jigoro Kano stattete Erich Rahn vor gut 100 Jahren – im Jahre 1912 – in Berlin einen Besuch ab. Berlin trägt in seinem Wappen den Bären. Von den Höhenflügen der Raben und Krähen zum Berliner Bären ist der Übergang hier nicht schwer, denn in Krefeld konnten Besucher und Kämpfer faszinierenden Kämpfen beiwohnen, bei denen sich bärenstarke Jiu-Jitsuka in fairen Kämpfen messen wollten und es auch taten. Teamdemonstrationen rundeten die Wettkämpfe als weitere Kategorie ab. Unter den vielen starken Teilnehmern wurden nach und nach die Teilnehmer an den Endkämpfen ermittelt. Nach den spannenden Finalkämpfen am Sonntag stand es dann fest: Erfolgreichster Verein war der Zen Bogyo Otterbach e. V., gefolgt vomTBF Frintrop e. V. und an dritter Stelle der Bujindo Mülheim e. V.. Erfolgreichster Teilnehmer der DM war Oleg Tartakowski vom Bujindo Mülheim e. V. mit zwei Gold- und drei Silbermedaillen. Aber auch den Jiu-Jitsuka, die bei dieser DM ohne „Metall“ nach Hause gingen, sei gesagt: Die Medaillen sind ein Zeichen des (sichtbaren) sportlichen Erfolgs. Ihr habt Euch als mutig und tapfer erwiesen. Der nicht sichtbare (innere) Erfolg ist vorhanden und wird Euch auch weiterhin begleiteten. Nutzt Eure Erfahrungen für Euch…, und die nächsten Meisterschaften kommen bestimmt! Die nächsten und neunten Deutschen Meisterschaften im Jiu Jitsu wird der TBF Frintrop e.V. im Jahr 2013 in Essen ausrichten. Der Dank für die diesjährigen bemerkenswerten Meisterschaften geht an alle Wettkämpfer und den ausrichtenden Verein, den Polizeisportverein Krefeld 1925 e.V. Abteilung Jiu Jitsu und seine freiwilligen Helfern sowie an das wahrhaft großartige Publikum, das die Wettkämpfer über beide Tage begeistert unterstützt und angefeuert hat. „Werte kann man nur durch Veränderung bewahren.“ (Richard Löwenthal) Text: Andreas Dolny & Volker Schwarz Bilder: DJJB Für den PSV Krefeld starteten 7 Wettkämpfer:

  • Tim von der Weyden: 1. Platz im Bodenkampf Jugendliche, männlich leicht
  • Hasan Bozkurt: 3. Platz im Bodenkampf Erwachsene. männlich 75-83 KG
  • Ilir Kerimi: 1. Platz im Bodenkampf Erwachsene, männlich ab 90 KG
  • Zülfükar Dorgun: 1. Platz im Bodenkampf Erw., männl. offene Klasse
    1. Platz im Bodenkampf Erwachsene. männlich ab 90 KG
  • Ebru Korku: 3. Platz im Bodenkampf Erwachsene. weiblich 63 - 70 KG

Previous Post Next Post